Wirtschaften für die nächste Generation

FIEGE Logistik Stiftung & Co. KG

Wirtschaftsforum: Herr Rademaker, welche Ereignisse haben die Entwicklung des Unternehmens in den vergangenen Jahren besonders bestimmt?

Martin Rademaker: Die jüngste entscheidende Veränderung war der Generationenwechsel hin zur fünften Generation – im Jahr 2015 ist das Unternehmen auf Jens und Felix Fiege übergegangen. Ihre Väter haben es zuvor von einer westfälischen Spedition zu einem Großunternehmen geformt und die Kontraktlogistik etabliert. Nach dem Übergang haben wir unsere bis dahin zentrale Organisation auf eine dezentrale umgestellt und uns noch stärker auf den Kunden fokussiert. Einer unserer Kernwerte ist seitdem das Unternehmertum: Jeder ist Unternehmer für seinen Bereich. Die Dezentralisierung hat sich positiv ausgewirkt. Wir sind stark gewachsen, insbesondere durch das E-Commerce-Geschäft.

Wirtschaftsforum: Können Sie uns ein paar Daten und Fakten zum heutigen Unternehmen nennen?

Martin Rademaker: Die FIEGE Gruppe beschäftigt heute rund 20.000 Mitarbeiter und ist mit über 150 Standorten in 14 Ländern vertreten, hauptsächlich in Europa, aber auch in Asien und Indien. Unser Jahresumsatz beträgt 1,8 Milliarden Euro.

Wirtschaftsforum: Wie setzt sich Ihr Dienstleistungsangebot zusammen?

Martin Rademaker: Unser größter Bereich ist die Omni-Channel-Retail-Sparte; hier gehören wir zu den Marktführern. Außerdem bieten wir Logistiklösungen für die Industrie und für Konsumgüter sowie Reifenlogistik. Unser Geschäftsbereich Last Mile umfasst die Felder Medienlogistik für Zeitungen und Zeitschriften sowie die Steuerung von Endkundenlieferungen. Zudem bedienen wir den Healthcare-Bereich mit Pharma, Medizintechnik und Krankenhauslogistik. Darüber hinaus sind wir im Venture-Geschäft und im Bereich Real Estate tätig.

Wirtschaftsforum: Worauf legen Ihre Kunden besonderen Wert?

Martin Rademaker: Zum einen auf Flexibilität. Sie erwarten von uns, dass wir uns schnell an sich verändernde Strukturen wie etwa die Verschiebung von Produktgruppen oder Kernmärkten anpassen. Auch in Bezug auf Transparenz und Verlässlichkeit sind die Erwartungen hoch. Darüber hinaus beschäftigen unsere Kunden die Themen Nachhaltigkeit, Digitalisierung und Innovation.

Wirtschaftsforum: Wie hält es Ihr Unternehmen selbst mit der Nachhaltigkeit?

Martin Rademaker: Logistik an sich ist nachhaltig, weil wir immer anstreben, beispielsweise Lkw nicht mehr Kilometer als nötig fahren zu lassen und gleichzeitig so viel Ware wie möglich zu transportieren. Die Faktoren ökologische, ökonomische und soziale Nachhaltigkeit waren bei uns immer relevant. Bereits 1996 wurden Heinz und Dr. Hugo Fiege, die Inhaber der vierten Generation, dafür mit dem Ökomanager ausgezeichnet. Erst kürzlich haben wir beispielsweise auf dem Dach unseres Standortes in Greven-Reckenfeld eine Fotovoltaikanlage installiert, es ist nur eines von vielen Nachhaltigkeitsprojekten. Generell geht es uns darum, das Bewusstsein für Nachhaltigkeit in unserem Unternehmen immer weiter zu steigern und zu fördern. Denn über allem steht das Ziel, das Unternehmen gesund und klimaneutral an die sechste Generation zu übergeben.

Wirtschaftsforum: Und wie geht FIEGE bei der Digitalisierung voran?

Martin Rademaker: Wir gehen in puncto Digitalisierung neue Wege, zum Beispiel durch unsere Beteiligung am Start-up Heyconnect. Für kleine und mittlere Betriebe ist es schwierig, sich auf den großen Marktplätzen wie Amazon oder Zalando zu integrieren. Heyconnect hilft dabei, die kleineren Marken auf alle relevanten Marktplätze zu bringen. Ein weiteres Beispiel ist unsere Beteiligung an Retromotion, einer Plattform zur Vermarktung von Autoteilen an Endverbraucher. Wir sehen uns als Verbinder von Endkunden und Marken und glauben an die Kooperation mit Start-ups und Wettbewerbern. Seit einigen Jahren sind wir zum Beispiel auch am Westphalia DataLab in Münster beteiligt, einem Start-up, dass sich mit Big Data beschäftigt und Datenanalysen als Service anbietet.

Wirtschaftsforum: Warum war und ist FIEGE über so eine lange Zeit so erfolgreich?

Martin Rademaker: Weil der Kunde bei uns im Mittelpunkt steht. Und weil wir innovativ denken und gleichzeitig die Werte unseres Familienunternehmens hochhalten. Dazu zählt auch, langfristig zu wirtschaften und gesellschaftliche Verantwortung zu übernehmen. Das tun wir unter anderem mit der Josef Fiege Stiftung, die soziale Aktivitäten fördert und eine Plattform für unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter darstellt. Über sie haben wir, um nur mal zwei von vielen Beispielen zu nennen, Kleidung für Flüchtlinge auf Lesbos gesammelt oder Ehrenamtspreise für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ins Leben gerufen. Entscheidend ist: Wir haben immer den Anspruch, gegenüber den Menschen, die für uns arbeiten, sozial zu handeln.

FIEGE Logistik Stiftung & Co. KG
Joan-Joseph-Fiege-Straße 1
48268 Greven
Deutschland
+49 2571 9990
+49 2571 999888
info(at)fiege.com
www.fiege.de

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