„Energie aus Antrieben ins Netz zurückspeisen“

MSF-Vathauer Antriebstechnik

Wirtschaftsforum: Herr Dr. Vathauer, hinter MSF-Vathauer steht eine Familiengeschichte. Wie hat sie begonnen?

Marc Vathauer: Mein Vater hat das Unternehmen 1978 gegründet, mit der Ausrichtung auf Mess- und Regeltechnik. Im Laufe der Jahre haben wir uns in Richtung elektronische Antriebstechnik entwickelt. Schon damals zeichnete uns aus, dass wir immer nah am Kunden waren. Daraus resultierte die Entwicklung des ersten digitalen drehzahlgeregelten Antriebs. Anfang der 1980er-Jahre haben wir uns mit industriellen Applikationen im Bereich Fördertechnik beschäftigt. Wir waren damit die ersten im Markt, denn schon damals hat mein Vater eng mit Unis zusammengearbeitet. Dadurch hatte er Zugriff auf neue Technologien. Wir haben eine eigene Software- und Hardware-Abteilung aufgebaut. Da wir inhouse entwickeln und zum großen Teil produzieren, sind wir in der Lage, unterschiedliche Produkte für verschiedene Industrien herzustellen.

Wirtschaftsforum: Wie hat sich das Produktportfolio weiterentwickelt?

Marc Vathauer: Die verschiedenen Generationen der Frequenz-umrichter haben wir immer wieder mit neuen Technologien versehen. Dann haben wir den Fokus auf kundenspezifische Applikationen gelegt und uns im Markt als Anbieter von Systemlösungen positioniert. Unser Know-how liegt im Bereich Spezialität; das müssen keine Antriebe sein. Ein wichtiger Meilenstein war Ende der 1990er-Jahre der Einstieg in dezentrale Antriebsautomatisierungslösungen wie lange Förderstrecken für Kartons und Paletten. Wir haben dazu intelligente Motormodule im Maschinenfeld verteilt und mit Datenbus-Systemen versehen. Die Intelligenz wird also auf viele kleine Komponenten verteilt, sodass Anwender und Maschinenhersteller nur kleine Steuerungsschränke benötigen. Diese Systeme haben wir ständig optimiert und ausgebaut bis hin zu verketteten Förderanlagen und Intralogistiksystemen. Hier haben wir ein Alleinstellungsmerkmal.

Wirtschaftsforum: Was bieten Sie heute an?

Marc Vathauer: Wir sind tätig in den Bereichen Antriebe, Bahntechnik für die Infrastruktur und Bahntechnologie, Umwelttechnik und Messung von Feinstäuben. Darüber hinaus bieten wir Systemkomponenten für militärische Schutzfahrzeuge und fördertechnische Antriebe sowie dezentrale Automatisierungslösungen für Fördertechnik. Wir verkaufen in der Regel keine Applikationen von der Stange, sondern individuelle Kundenlösungen.

Wirtschaftsforum: Was zeichnet MSF-Vathauer besonders aus?

Marc Vathauer: Wir verstehen die Prozesse unserer Kunden. Da wir von ihnen viel Input bekommen, sind wir immer früh dran mit unseren Produkten. Aus unserer Historie haben wir viel Wissen und Knowhow in verschiedenen Industrien. Darüber hinaus sind wir dadurch, dass wir in Detmold alles selbst machen, sehr flexibel.

Wirtschaftsforum: Wie weit sind Ihr Unternehmen und die Branche in Sachen Digitalisierung?

Marc Vathauer: Industrie 4.0 ist ein Buzzwort. Wichtige Themen sind für uns jetzt predictive und preventive maintenance, künstliche Intelligenz und Digitaler Zwilling. Durch unsere Forschung und Entwicklung haben wir schon vor dem Industrie-4.0-Zeitalter einiges in Gang gesetzt. Seit langem haben wir Monitoring Systeme, wir können drehzahlgetriebene Antriebe monitoren und vorausschauen, wann Maschinen- und Motorenteile ausgetauscht werden müssen. Wir machen alles embedded und werten dann aus.

Wirtschaftsforum: Welche Rolle spielt Nachhaltigkeit für Ihr Geschäft?

Marc Vathauer: Das ist ein großes Thema, das wir intern und extern betrachten. Wir vermeiden die Verschwendung von Ressourcen. Unser neues Fabrikgebäude ist energetisch für die Zukunft ausgelegt. Dadurch sparen wir 50% der Energie ein. Aber auch die Kunden verlangen energieeffiziente Lösungen. Schon vor langer Zeit haben wir ein Forschungsprojekt mit Forschungsinstituten und Industriepartnern begonnen. Es geht darum, Energie zurückzuführen, wenn generatorisch Energie entsteht – zum Beispiel beim Bremsen im Auto. Diese Energie sollte man nicht verschwenden. Überall dort, wo ein Antrieb Energie erzeugt, kann diese in das Anlagennetz zurück gespeist werden. In der Fördertechnik ist das sehr interessant, da die Anlagen 24/7 laufen. Auch am Flughafen könnte man auf diese Weise enorm Energie einsparen.

Wirtschaftsforum: Wie sehr trifft Sie der Fachkräftemangel?

Marc Vathauer: Wir haben einen guten Mix aus alten Hasen und jungen Leuten. Aber dieses Pro-blem ist voll in der Branche angekommen. Besonders im Bereich Forschung und Entwicklung ist es für uns wichtig, gut ausgebildete Mitarbeiter zu bekommen. Wir bilden selbst aus und schaffen Anreize. Bei uns können die Entwickler zum Beispiel das gesamte Projekt bis zur Implementierung der Null-Serie begleiten.

Wirtschaftsforum: Inwiefern beeinflusst die Corona-Pandemie Ihr Geschäft?

Marc Vathauer: Da wir breit aufgestellt sind und eine Nische im Maschinenbau bedienen, haben wir die Auswirkungen nicht so stark gespürt wie Andere. Die Pandemie war für uns der Anlass, neue Produkte in den Markt zu bringen, die weniger mit Automatisierungs- und Antriebstechnik zu tun haben, sondern mit unseren Wurzeln in der Mess- und Regeltechnik. So haben wir CO2-Ampeln für bestimmte Anwendungsbereiche entwickelt und konstruiert, etwa für Kitas und Schulen. Sie ermöglichen bedarfsgerechtes Lüften. Das Produkt kommt gut an, auch in der Hotellerie und im öffentlichen Raum. Neu sind außerdem unsere Raumluftfilter, unter anderem für Krankenhäuser und Arztpraxen und alle Räume, die nicht optimal gelüftet werden können. All diese Produkte entsprechen den WHO-Vorgaben.

Wirtschaftsforum: Welche Vision haben Sie für Ihr Unternehmen?

Marc Vathauer: Ich möchte, dass wir der Ansprechpartner für unseren Bereich werden, und die Firma intern über Technologie und Know-how weiterentwickeln. Mit diesen Fähigkeiten wollen wir am Markt bestehen, auch in Zukunft schnell reagieren und früh neue Technologien einbeziehen.

MSF-Vathauer Antriebstechnik GmbH & Co. KG
Am Hessentuch 6-10
32758 Detmold
Deutschland
+49 5231 63030
+49 5231 66856
info(at)msf-technik.de
www.msf-technik.de

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